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Berufsunfähigkeits-Versicherung (BU): Ist die Dynamik sinnvoll, ja oder nein?

Nov. 3, 2025 | BU-Versicherung

Inhaltsübersicht
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Ein Unfall, eine Krankheit, psychische Belastungen – Berufsunfähigkeit droht. 
Plötzlich steht das Einkommen still, während die Kosten weiterlaufen.

Genau hier greift die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU): Sie schützt dein Einkommen, indem Sie dir eine monatliche Rente zahlt, wenn du deinen Beruf dauerhaft oder für längere Zeit nicht mehr ausüben kannst.
Sie ist damit eine der wichtigsten Absicherungen überhaupt.

Doch wer einmal eine BU abgeschlossen hat, ist noch nicht automatisch langfristig auf der sicheren Seite. Denn: Dein Leben verändert sich – du verdienst mehr, dein Lebensstandard steigt und auch die Preise klettern mit der Inflation.

Genau hier kommt ein oft unterschätztes, aber extrem wichtiges Thema ins Spiel: die automatische Erhöhung deiner Berufsunfähigkeitsversicherung. Damit ist es möglich, dass die Berufsunfähigkeitsrente auch in 10, 20 oder 30 Jahren noch ausreicht?

Wir beschäftigen uns hier deshalb mit diesen Fragen:

  • warum eine Dynamik so wichtig ist
  • welche Höhe sinnvoll ist
  • welche Arten der Dynamik es gibt
  • ob und wie man eine Dynamik konkret aussetzen kann oder sogar sollte
  • ob es spezielle Fallstricke bezüglich der Dynamik in der BU gibt

Was bedeutet „Dynamik“ in der BU und was ist Beitragsdynamik und Leistungsdynamik?

Der Begriff Dynamik beschreibt in der Berufsunfähigkeitsversicherung die Möglichkeit, dass sich Beiträge und Leistungen regelmäßig automatisch erhöhen, meist einmal pro Jahr und um einen zuvor vereinbarten Prozentsatz – zum Beispiel um 3 oder 5 Prozent.

Das Ziel einer Beitrags- oder Leistungserhöhung:
Deine Absicherung soll mit der Inflation und deiner Einkommensentwicklung Schritt halten, damit du auch in 10 oder 20 Jahren noch ausreichend geschützt bist.

Dabei gibt es zwei unterschiedliche Formen der Dynamik, die man unbedingt voneinander unterscheiden sollte, Beitrags- und Leistungsdynamik:

Beitragsdynamik – die automatische Erhöhung des Leistungsversprechens

Die Beitragsdynamik (oft auch Erhöhungsdynamik genannt) bedeutet, dass dein Beitrag um einen festen Prozentsatz steigt. Gleichzeitig steigt deine versicherte BU-Rente. Um wieviel genau ist weiter unten beschrieben

Beispiel:
Du startest mit einer BU-Rente von 1.500 Euro monatlich und einer Beitragsdynamik von 3 Prozent. Der Beitrag liegt zunächst bei 50 Euro.
Im nächsten Jahr steigt der Beitrag auf rund 51,50 Euro, und die BU-Rente erhöht sich auf etwa 1.545 Euro und so weiter.

Die Beitragsdynamik sorgt also dafür, dass sich dein Versicherungsschutz regelmäßig anpasst, ohne dass du eine neue Gesundheitsprüfung oder Risikoprüfung durchlaufen musst.

Wichtig zu wissen:

  • Die dynamische Erhöhung ist freiwillig – du kannst sie jährlich ablehnen, falls du sie in einem Jahr nicht möchtest. Mehr dazu unten.
  • Wenn du sie mehrmals hintereinander ablehnst (je nach Versicherer z. B. zwei oder drei Mal), kann der Anbieter dein Dynamikrecht löschen. Auch dazu mehr unten.

Eine gut durchdachte Beitragsdynamik wirkt also vor Eintritt der Berufsunfähigkeit und sorgt dafür, dass deine Absicherung mit der Zeit an Wert gewinnt.

Leistungsdynamik – die garantierte Rentensteigerung im Leistungsfall

Die Leistungsdynamik in der Berufsunfähigkeitsversicherung (auch Leistungsanpassung oder Leistungsdynamisierung) greift erst dann, wenn du bereits berufsunfähig bist und die Versicherung eine Rente zahlt.

Die Leistungsdynamik in der BU sorgt für eine garantierte Rentensteigerung im Leistungsfall. Das heißt: Deine BU-Rente im Leistungsfall steigt jedes Jahr automatisch – meist um 1 bis 3 Prozent – und gleicht so den Geldwertverlust aus.

Beispiel:
Wirst du berufsunfähig und erhältst eine monatliche BU-Rente von 2.000 Euro, steigt diese im Folgejahr bei 2 Prozent Leistungsdynamik auf 2.040 Euro, danach auf 2.081 Euro, und so weiter.

Das ist besonders wichtig bei länger andauernder Berufsunfähigkeit, da die Lebenshaltungskosten auch im Rentenbezug weiter steigen.
Ohne Leistungsdynamik würde deine Rente jedes Jahr ein Stück an Kaufkraft und Wert verlieren.

Zusammengefasst: Beitrags- und Leistungsdynamik in der BU-Versicherung

  • Die Beitragsdynamik sorgt dafür, dass du für den Leistungsfall immer mehr Schutz zugesagt bekommst.
  • Die Leistungsdynamik sorgt dafür, dass du während des Leistungsbezugs nicht von der Inflation „aufgefressen“ wirst.
Beitrags-DynamikLeistungs-Dynamik
Wann wirksamWährend der VersicherungszeitNach Eintritt der Berufsunfähigkeit
Was steigtBeitrag und versicherte BU-RenteNur die laufende BU-Rente
ZielSchutz an Inflation & Einkommen anpassenKaufkraft im Leistungsfall erhalten
GesundheitsprüfungKeine nötig bei jeder ErhöhungKeine (tritt automatisch im Leistungsfall ein)
Wichtig für wenFür alle, die noch arbeitenFür alle, die im Ernstfall lange Leistungen beziehen könnten

Kann man beides gleichzeitig vereinbaren

Natürlich. Am besten kombinierst du beide Formen – also Beitrags- und Leistungsdynamik. So wächst deine BU-Rente sowohl vor als auch nach Eintritt der Berufsunfähigkeit mit.

Warum eine Dynamik in der Berufsunfähigkeitsversicherung so wichtig ist

Eine Berufsunfähigkeitsversicherung ist immer eine langfristige Absicherung – oft über 30 oder sogar 40 Jahre. Was heute wie eine ausreichende BU-Rente aussieht, kann in Zukunft schnell zu wenig sein.

Denn zwei Dinge sind sicher:

  1. Das Leben wird teurer.
  2. Dein Einkommen (und damit dein Lebensstandard) verändern sich.

Genau hier zeigt sich, warum die Beitrags- und Leistungsanpassung in der Berufsunfähigkeitsversicherung nicht nur „nice to have“, sondern entscheidend für einen dauerhaft wirksamen Schutz ist.

Schutz vor Kaufkraftverlust durch Inflation

Die Inflation sorgt dafür, dass das Geld jedes Jahr etwas an Wert verliert. Was du heute mit 2.000 Euro kaufen kannst, kostet in zehn Jahren deutlich mehr.

Offizielle Inflationsrate (langfristig in Deutschland): etwa 2–3 Prozent

Gefühlte bzw. reale Inflation bei alltäglichen Ausgaben (z. B. Energie, Lebensmittel, Mieten): oft 3–5 Prozent oder mehr

Wenn du also heute eine BU-Rente von 2.000 Euro absicherst und die Inflation bei 3 Prozent jährlich liegt, ist diese Rente in 20 Jahren nur noch etwa 1.100 Euro wert – gerechnet in heutiger Kaufkraft.

Das heißt: Du würdest im Ernstfall fast die Hälfte deiner finanziellen Leistungsfähigkeit verlieren, wenn du keine Dynamik vereinbart hast. Nur mit einer Beitragserhöhung kannst du die Inflation ausgleichen und verhindern, dass deine BU-Rente mit den Jahren an Wert verliert.

Anpassung an dein steigendes Einkommen und deinen Lebensstandard

Mit den Jahren ändert sich meist nicht nur der Geldwert des Euro, sondern auch dein Einkommen und Lebensstil.
Vielleicht startest du mit 2.500 Euro netto, verdienst aber in 10 oder 15 Jahren 4.000 Euro oder mehr.
Wenn deine BU-Rente gleich bleibt, entsteht eine gefährliche Lücke: Dein Lebensstandard steigt – deine Absicherung bleibt stehen.

Die Dynamik sorgt dafür, dass deine versicherte Leistung mit deinem Einkommen mitwächst.
Damit bleibt deine Absicherung immer realistisch – angepasst an das, was du tatsächlich brauchst, um deinen Lebensunterhalt zu sichern.

Der wichtigste Vorteil: Erhöhung ohne neue Gesundheitsprüfung

Mit einer Dynamik kannst du deine BU-Rente erhöhen, ohne eine neue Gesundheitsprüfung durchlaufen zu müssen.

Das ist enorm wertvoll, denn mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, dass Vorerkrankungen oder Diagnosen den Abschluss oder eine Erhöhung erschweren oder sogar unmöglich machen.

Mit Dynamik bekommst du automatisch mehr Leistung, selbst wenn sich dein Gesundheitszustand zwischenzeitlich verschlechtert hat.

Das ist sozusagen dein „Versicherungsjoker“, den du jedes Jahr aufs Neue ziehen kannst – freiwillig, planbar und ohne Risiko.

Langfristig günstigerer Schutz durch automatisierte Leistungserhöhung

Viele Menschen befürchten, dass Dynamiken die BU „zu teuer“ machen. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall:

Wer seine Absicherung später ohne Dynamik erhöhen will, müsste einen neuen Vertrag oder eine Nachversicherung abschließen – oft zu höheren Kosten, da das höhere Eintrittsalter nun zum tragen kommt.

Mit einer Dynamik sicherst du dir stattdessen heute die Möglichkeit, die Leistung nach und nach zu steigern – mit günstigen Einstiegskonditionen und ohne erneute Gesundheitsprüfung.

Wie hoch sollte die Dynamik in der Berufsunfähigkeitsversicherung sein? Orientierung an der Inflation

Die richtige Höhe der Dynamik ist eine entscheidende Stellschraube, wenn es darum geht, deinen Berufsunfähigkeitsschutz langfristig stabil zu halten.
Eine zu geringe Dynamik gleicht die Geldentwertung nicht aus – eine zu hohe kann auf Dauer teuer werden.
Die gute Nachricht: Mit etwas Augenmaß lässt sich hier der ideale Mittelweg finden.

In der Praxis haben sich 3 Prozent pro Jahr als sinnvoller Richtwert Beitragsdynamik etabliert.
Das deckt in etwa die durchschnittliche langfristige Inflationsrate ab:

Offizielle Inflation (Deutschland, langfristig): ca. 2 bis 3 Prozent

Reale Inflation (durch Vergleiche nachweisbar, z. B. Mieten, Energie, Lebensmittel): oft 3 bis 5 Prozent

Eine zu niedrige Anpassung (z. B. 1 Prozent) gleicht den Kaufkraftverlust kaum aus.
Eine zu hohe Steigerung kann langfristig teuer werden – hier hilft es, die reale Geldentwertung gelegentlich zu prüfen oder auch einmal die Beitragserhöhung auszusetzen.

Bei der Leistungsdynamik empfehlen wir eine Satz von mindestens 2%.

Kann man die Erhöhung in der Berufsunfähigkeitsversicherung aussetzen – und wie geht das?

Auch wenn die Dynamik ein wichtiger Bestandteil einer guten Berufsunfähigkeitsversicherung ist, kann es Phasen im Leben geben, in denen man die jährliche Erhöhung nicht annehmen möchte oder kann.
Zum Beispiel, wenn sich die finanzielle Situation ändert, ein Hauskredit läuft oder andere Ausgaben gerade Vorrang haben.

Die gute Nachricht: Du bist an die Dynamik nicht dauerhaft gebunden.
Du kannst sie jederzeit vorübergehend aussetzen, ohne deinen Versicherungsschutz zu verlieren.

Wie funktioniert das Aussetzen der Dynamik bei BU-Versicherungen konkret?

Einmal im Jahr vor Fälligkeit erhältst du von deiner Versicherung eine Mitteilung über die geplante Dynamikerhöhung.
In diesem Schreiben steht, um welchen Prozentsatz Beitrag und Leistung steigen würden, ab wann die Änderung gilt, und bis wann du widersprechen kannst.

Wenn du in diesem Jahr keine Erhöhung möchtest, kannst du einfach schriftlich widersprechen – meist per Formular, E-Mail oder sogar über das Online-Portal des Versicherers.

Was kannst Du schreiben, um deinen Beitrag stabil zu halten

Es genügt formlos zu schreiben: …“ hiermit widerspreche ich der Beitragsdynamik in der Berufsunfähigkeitsversicherung für das folgende Jahr“. Ein E-Mail unter Angabe der Versicherungsscheinnummer sollte genügen.

Damit wird die Erhöhung für das kommende Jahr nicht durchgeführt.

Dein bestehender Vertrag bleibt also im Folgejahr unverändert bestehen, inklusive der bisherigen BU-Rente. Im folgenden Jahr gibt es dann die Möglichkeit, wieder zu erhöhen.

Wie oft kann man der Dynamik widersprechen?

Das hängt vom Versicherer ab. Viele Versicherer erlauben, dass man der Dynamik ein- oder mehrmals widerspricht, ohne dass das Recht zukünftig erlischt. Bei einigen Versicherern endet das Dynamikrecht allerdings schon, wenn man zweimal in Folge widerspricht.

Du kannst also mindestens einmal hintereinander aussetzen. Bist Du darüber hinaus unsicher, frage bitte unbedingt deinen Versicherer.

Gefahr: Wenn du zu oft hintereinander ablehnst (z. B. drei Jahre in Folge, je nach Versicherer), kann dein Recht auf zukünftige Dynamikerhöhungen erlöschen.

Noch einmal auf den Punkt:
Lehnst du die Dynamik nur gelegentlich ab, bleibt sie bestehen.
Lehnst du sie dauerhaft oder zu oft hintereinander ab, wird sie aus dem Vertrag gestrichen – und du verlierst die wertvolle Möglichkeit, deine BU-Rente später ohne Gesundheitsprüfung zu erhöhen.

Tipp: Wenn du weißt, dass du die Dynamik nur vorübergehend aussetzen willst, lohnt es sich, das direkt in deiner Begründung anzugeben bzw. direkt zu schreiben „ich lehne einmalig die Beitragserhöhung ab, ab dem darauffolgenden Jahr soll sie allerdings wieder erfolgen.“

Merke dir zur Sicherheit den Zeitpunkt der nächsten Erhöhung vor, damit hier nichts schief geht.

Allianz, R+V, Alte Leipziger und andere: Welcher Versicherer macht was?

Das kann man pauschal so nicht beantworten. Und sogar innerhalb der Unternehmen gibt es diverse Tarife. Frage im Zweifel dort nach. Nur was in den Bedingungen steht, gilt.

Was passiert konkret, wenn du die Dynamik zu oft aussetzt oder ganz streichst?

Wenn die Beitragsdynamik endet bleibt dein Vertrag natürlich bestehen – aber deine BU-Rente wächst zukünftig nicht mehr mit.

Du kannst sie dann nur noch über eine sogenannte Nachversicherungsgarantie erhöhen – und die ist meist an bestimmte Lebensereignisse gebunden (z. B. Heirat, Gehaltserhöhung, Geburt eines Kindes).

Der Nachteil:
Diese Erhöhungen sind nicht jährlich möglich und oft auf begrenzte Summen limitiert.
Vor allem aber kannst du sie nur nutzen, solange dein Gesundheitszustand stabil ist.
Hast du zu diesem Zeitpunkt bereits eine Erkrankung, kann der Versicherer die Erhöhung ablehnen.

Deshalb ist die Dynamik die einfachste, sicherste und flexibelste Option, um deinen Schutz regelmäßig anzupassen – ohne Hürden, Gesundheitsfragen oder neue Risikoprüfung.

Strategischer kluger Umgang mit der Dynamik deiner Versicherung

Viele Versicherte nutzen die Dynamik bewusst flexibel, um sie an ihre jeweilige Lebensphase anzupassen.
Da man nicht unbegrenzt oft aussetzen kann, kann das ein sinnvoller Ansatz sein:

  • In jungen Jahren (unter 40): Dynamik regelmäßig annehmen – hier wächst Einkommen und Absicherungsbedarf am stärksten.
  • Bei großen finanziellen Verpflichtungen (Hausbau, Familiengründung): Dynamik ein- oder zweimal aussetzen, falls die Belastung zu hoch ist.
  • Später (ab 50): Dynamik selektiv annehmen – nur, wenn die Rente tatsächlich angepasst werden muss.

So bleibst du flexibel und sicherst dir gleichzeitig den dauerhaften Anspruch auf zukünftige Erhöhungen.

Die Dynamik ist keine Verpflichtung, sondern eine Option – und das macht sie so wertvoll.
Du kannst sie jedes Jahr neu entscheiden, annehmen oder ablehnen, ganz nach deiner Lebenssituation.

Wichtig ist nur, dass du sie nicht dauerhaft deaktivierst, denn sonst verlierst du den Zugang zu einer der größten Stärken deiner BU-Versicherung:
mehr Leistung ohne Gesundheitsprüfung, automatisch und unkompliziert.

Was passiert im schlimmsten Fall? Gibt es eine Dynamik-Falle?

„Was ist, wenn mein Beitrag durch die ständigen Erhöhungen irgendwann zu hoch wird?“

Diese Befürchtung ist nachvollziehbar – aber sie ist kein Grund, auf die Dynamik zu verzichten. Denn die vermeintliche „Falle“ entpuppt sich bei genauerem Hinsehen meist als Missverständnis.

Die häufigste Sorge: Steigende Beiträge

Ja, es stimmt:
Mit jeder Dynamikerhöhung steigt nicht nur die versicherte Rente, sondern auch der Beitrag.
Das ist logisch, doch du erhältst jedes Jahr einen größeren Leistungsumfang.

Wie gesagt:

  • Du kannst jede Erhöhung ablehnen, wenn sie dir in einem Jahr zu viel ist.
  • Du kannst die Dynamik später auch komplett stoppen, wenn du mit der Höhe deiner Absicherung zufrieden bist.

Kurz gesagt: Du hast die Kontrolle.
Die Beitragserhöhung ist kein Automatismus ohne Ausstieg, sondern eine Option, die du jedes Jahr frei entscheiden kannst und solltest.

Die wahre Falle: Keine Dynamik haben

Die eigentliche Gefahr liegt nicht in der Dynamik, sondern im Verzicht darauf.
Wer seine BU-Rente nie anpasst, riskiert, dass sie in 10, 20 oder 30 Jahren nicht mehr ausreicht, um den gewohnten Lebensstandard zu halten.

Ein Beispiel:
Du schließt heute eine BU mit 1.500 Euro monatlicher Rente ab. Das klingt ausreichend.
Aber bei einer durchschnittlichen Inflation von drei Prozent wären diese 1.500 Euro in 20 Jahren nur noch etwa 830 Euro in heutiger Kaufkraft wert.

Das bedeutet:
Selbst wenn du im Ernstfall 1.500 Euro ausgezahlt bekommst, kannst du dir damit nicht mehr leisten, was du heute für selbstverständlich hältst.

Das ist die echte Dynamik-Falle. Nicht, dass sie zu teuer wird, sondern dass man sie nicht nutzt – und dann im Leistungsfall zu wenig bekommt.

Besteht ein Prämienunterschied zu Beginn?

Ob die Dynamik deinen Startbeitrag beeinflusst, hängt davon ab, welche Art von Dynamik du meinst.

Beitragsdynamik – keine Mehrkosten am Anfang

Die Beitragsdynamik ist eine Option auf spätere Erhöhungen.
Sie ermöglicht dir, deine BU-Rente jedes Jahr um einen festen Prozentsatz zu steigern – ohne neue Gesundheitsprüfung, aber nur wenn du das willst.

  • Diese Dynamik wird nicht in den Startbeitrag einkalkuliert.
  • Du zahlst zu Beginn also genau denselben Beitrag, wie jemand ohne Dynamik.
  • Erst wenn du die Erhöhung tatsächlich annimmst, steigt der Beitrag – und zwar etwa im Verhältnis zur höheren Leistung.

Die Beitragsdynamik ist quasi Pflicht und jeder sollte sie vereinbaren.

Leistungsdynamik – leichter Aufpreis, aber wertvoller Schutz

Anders ist es bei der Leistungsdynamik:
Sie greift erst im Leistungsfall, also dann, wenn du bereits berufsunfähig bist und eine monatliche BU-Rente bekommst.
Diese Rente wird dann jedes Jahr automatisch um den vereinbarten Prozentsatz erhöht (z. B. 1–3 Prozent), um deine Kaufkraft auch im Rentenbezug zu erhalten.

Weil die Leistungsdynamik ein garantiertes Leistungsversprechen ist, wird sie von Anfang an im Beitrag berücksichtigt. Natürlich ist zu Beginn nicht bekannt, ob und wann der Versicherungsfall eintritt.

  • Ein Vertrag mit Leistungsdynamik kostet zu Beginn etwas mehr als ein Vertrag ohne.
  • Der Unterschied ist aber meist moderat – und im Leistungsfall Gold wert, weil deine Rente jetzt Jahr für Jahr mitwächst.

Eine BU mit zwei Prozent Leistungsdynamik kostet vielleicht fünf bis zehn Prozent mehr Beitrag. Dafür steigt die Rente im Leistungsfall kontinuierlich an – ein enormer Vorteil bei langen Leistungszeiträumen.

Lasse dir unbedingt ein Beispielangebot mit und ohne Leistungsdynamik zum Vergleich vorlegen.

Bedeutet eine 3 Prozent-Beitragsdynamik auch wirklich 3 Prozent mehr Rente?

Viele Versicherte gehen davon aus, dass eine vereinbarte 3 Prozent-Beitragsdynamik automatisch auch eine 3 Prozent-Erhöhung der versicherten BU-Rente bedeutet.
Das stimmt so nicht ganz – und der Grund liegt im sogenannten Eintrittsaltereffekt.

Der Eintrittsaltereffekt erklärt

Bei jeder Dynamikerhöhung behandelt der Versicherer den zusätzlichen Teil der BU-Rente so, als würde dieser neu abgeschlossen – und zwar mit deinem aktuellen Alter zum jeweiligen Erhöhungszeitpunkt.

Da das Versicherungsrisiko mit steigendem Alter zunimmt, steigt der Beitrag wie vereinbart, während der Erhöhungsbetrag der Rente prozentual etwas weniger ansteigt.

Beispiel:

Angenommen, du hast eine Berufsunfähigkeitsversicherung mit monatlicher BU-Rente von 2.000 Euro und diese kostet 50 Euro Beitrag. Die Beitragsdynamik ist 3 Prozent jährlich.

Nach einem Jahr wirst du 1 Jahr älter – die Versicherung rechnet die Leistungssteigerung technisch dann mit deinem neuen, fiktiven Eintrittsalter.

Das Ergebnis kann so aussehen:

neuer Beitrag: 51,50 Euro (also plus 3 Prozent),

neue BU-Rente: 2.055 Euro (statt 2.060 Euro bei rechnerisch 3 Prozent).

Die Rente steigt also um 2,75 Prozent, nicht ganz um 3 Prozent.

Mit zunehmendem Alter wird der Unterschied leicht größer, weil das Risiko pro zusätzlichem Euro Absicherung steigt, weil auch das Berufsunfähigkeits-Risiko mit steigendem Lebensalter steigt.

Fazit: Warum Dynamik sinnvoll ist und sie jeder braucht

Puh: Das war teils harte Kost und wir haben uns tief in den Kaninchenbau der Versicherungsmathematik begeben.

Die Dynamik ist der entscheidende Hebel, um deine Berufsunfähigkeits-Versicherung wertstabil zu halten.

Sie sorgt dafür, dass deine Absicherung mit dem Einkommen mitwächst – ohne neue Gesundheitsprüfung und zu günstigen Konditionen.

Automatische Beitrags- und-Leistungsanpassungen bleiben die einfachste und sicherste Möglichkeit, deine BU-Rente langfristig realistisch zu halten.

Die Vorteile noch einmal auf einen Blick:

  • Inflationsausgleich und Anpassung an steigende Lebenshaltungskosten
  • Keine neue Gesundheitsprüfung bei jeder Leistungssteigerung
  • Jederzeit aussetzbar und damit jederzeit an die Realität anpassbar
  • Kaum Mehrkosten (Leistungsdynamik) oder gar keine Mehrkosten (Beitragsdynamik) zu Beginn

Wer auf Dynamik verzichtet, spart heute ein paar Euro – und riskiert morgen eine zu niedrige Rente.