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Chartanalyse: Die 5 wichtigsten Nachteile

08.06.2023 | Finanzmarktinfos

Die Chartanalyse ist eine sehr beliebte Methode zur Vorhersage von Preisbewegungen in Finanzmärkten. Sie basiert auf der Annahme, dass vergangene Preisentwicklungen sich wiederholen und man somit auf zukünftige Bewegungen an Aktien-, Anleihen oder auch Cryptobörsen schließen kann.

Lesen Sie die fünf wichtigsten Gründe, warum die Chartanalyse allein nicht ausreicht, um auf Finanzmärkten erfolgreich zu sein.

Es gibt einige wesentliche Herausforderungen, die ihre Zuverlässigkeit beeinträchtigen.

Die Chartanalyse soll Entscheidungssicherheit erzeugen und den Trader in die Lage bringen, den die Marktperformance zu schlagen. Die Chartanalyse soll Sicherheit bieten und vor Verlusten schützen.
Hierfür werden Anleger mitunter gezielt von Trading-Anbietern geschult.

Trading und Chartanalyse 2
Chartanalyse ist in hohem Maße subjektiv

Menschliche Subjektivität in der Interpretation von Charts

Keine klaren Regeln und Standards bei der Beurteilung von Charts

Ein grundlegendes Problem bei der Chartanalyse liegt in der subjektiven Interpretation der Charts. Da es keine klaren Regeln oder Standards gibt, können verschiedene Analysten zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen derselben Situation kommen. Die subjektive Natur der Chartanalyse führt zu einer erhöhten Fehleranfälligkeit und erschwert die Entwicklung konsistenter Handelsstrategien. Es ist wichtig, sich bewusst zu sein, dass individuelle Vorlieben und Vorurteile des Betrachters die Interpretation der Charts beeinflussen.

Eine andere zeitliche Betrachtung führt zu anderen Entscheidungen

Schon die Betrachtung unterschiedlicher Zeitachsen bei der Chartanalyse kann zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen führen. Wenn beispielsweise ein Trader den Tageschart betrachtet, kann er eine bestimmte Trendrichtung identifizieren und daraus ableiten, dass ein Aufwärtstrend im Gange ist. Hingegen kann ein Trader, der den Wochenchart betrachtet, möglicherweise eine Gegenbewegung innerhalb des größeren Trends erkennen.

Widersprüchliche Information bei unterschiedlichen Darstellungsformen

Auch die Verwendung unterschiedlicher Diagrammtypen führt zu verschiedenen Schlussfolgerungen. Es gibt da zum Beispiel Liniencharts, Mountaincharts, Balkencharts oder Candlestick-Diagramme, die jeweils andere Ableitungen erzeugen können.
Man muss sich daher immer über den Sinn und die erwünschte Information eines Diagrammtyps im Klaren sein.

Trading durch die Brille
Wie kann man es vermeiden, bei der Chartanalyse Betriebsblindheit zu vermeiden

Mangelnde Berücksichtigung fundamentaler Marktfaktoren und begrenzte Vorhersagekraft

Historische Kurse sagen nicht unbedingt etwas über die Zukunft aus

Ein Aspekt der Chartanalyse ist ihr Fokus auf historische Preisdaten. Dies bedeutet, dass aktuelle und fundamentale Faktoren wie Unternehmensleistung, Wirtschaftsindikatoren und politische Ereignisse oft vernachlässigt werden.

Aktuelle Marktentwicklungen können die Chartanalyse über den Haufen werfen

Die isolierte Betrachtung von Charts kann zu Fehleinschätzungen führen, da wichtige Informationen über den Markt ignoriert werden, während sogenannte Signale überbewertet werden.
Keine Chartanalyse der Welt kann Kriege, Unwetterkatastrophen oder Staatspleiten und ihre Auswirkungen vorhersagen. Der Chartanalyse fehlen dazu die tagesaktuellen Informationen.

Wirtschaftliche Umbrüche können nicht vorhergesehen werden

Auch plötzliche Umbrüche des Wirtschaftslebens und Spekulationsblasen können nicht vorhergesehen werden.
1995 ging Netscape zu einem Preis von 28 USD pro Aktie an die Börse zu einem Zeitpunkt als der Internetbrowser Netscape Navigator etwa 80% Marktanteil hatte.
Microsoft setzte in etwa zu dieser Zeit zum Todesstoß an, als es begann, seinen Internet-Explorer zusammen mit Windows, dem absolut dominierenden Betriebssystem, auszuliefern. Obwohl der Marktanteil von Netscape dadurch kontinuierlich sank, wurde die Netscape-Aktie nicht zuletzt auch vom Aufwärtstrend der Börsen zu ungeahnten Höhen getragen. Netscape gibt es seit 2003 nicht mehr.

Wenn schon Chartanalyse, dann mit Ergänzung um aktuelle Infos

Die Hoffnung stirbt immer zuletzt. Eine umfassendere Analyse, die sowohl technische als auch fundamentale und ganz aktuelle Aspekte berücksichtigt, kann deshalb zu fundierteren Entscheidungen führen.
Die Märkte sind zu komplex und von einer Vielzahl von Faktoren abhängig, die über die reine technische Analyse hinausgehen. Es ist naiv anzunehmen, dass vergangene Trends und Muster zwangsläufig in der Zukunft wieder auftreten werden.

Illusionäre Mustererkennung und Fehler des menschlichen Gehirns

Das Gehirn konstruiert sich seine Wahrheit, auch in der Chartanalyse

Chartanalysten suchen häufig nach bestimmten Mustern oder Formationen, um potenzielle Handelssignale zu identifizieren. Allerdings besteht die Gefahr, dass Muster in Charts erkannt werden, die auf reinem Zufall basieren. Diese sogenannten „illusionären Muster“ führen zu irreführenden Interpretationen und können zu falschen Handelsentscheidungen führen. Es ist wichtig, sich bewusst zu sein, dass nicht alle Muster in Charts tatsächlich aussagekräftig sind. Eine kritische Analyse und Validierung der identifizierten Muster ist unerlässlich.

Es ist wie mit Autos und unserem menschlichen Gehirn. Hat man sich selbst einen gelben Porsche gekauft, sieht man sie auf einmal überall. Deren absolute Anzahl hat sich allerdings nicht erhöht.

Nicht einmal die oft verwendeten Signale der Chartanalyse sind eindeutig

In der Chartanalyse gibt es Trendmuster, Umkehrmuster, Fortsetzungsmuster, Flaggen, Dreiecke, Rechtecke, Kopf und Schulter in beide Richtungen, Widerstandsniveaus und Unterstützungszonen und noch viel mehr. Es erscheint, die Phantasie hat keine Grenzen. Und genauso oft widersprechen sich die Signale gegenseitig.

Analysten neigen dazu, Chartanalyse im Nachhinein erklären zu können

So wie deren Identifizierung subjektiv ist, liegt es auch in der Natur der Sache, dass es wesentlich einfacher ist, im Nachhinein Muster zu erkennen und zu sagen, schau, da war dieses Muster und deshalb ist es so weitergegangen.
Zum Zeitpunkt der Investitionsentscheidung ist die Richtung dagegen ganz oft unklar.
Die Chartanalyse trägt damit nichts zur Sicherheit bei, sondern erhöht im Gegenteil die Verwirrung, indem sie die technischen Indikatoren überbewertet.

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Einfluss der Finanzindustrie oder wem nützt es

Was sind mögliche Interessen der Finanzakteure

Ein wichtiger Aspekt, der häufig bei der Diskussion über die Chartanalyse übersehen wird, ist der Einfluss der Finanzindustrie.
Banken und Handelsportale (seriöse wie unseriöse) profitieren von einer hohen Handelsaktivität und vielen Transaktionen über Gebühren und Courtagen.

Viele Umschichtungen verursachen hohe Transaktionskosten und fressen den Gewinn auf

Die Popularität der Chartanalyse führt oft zu einer hohen Anzahl von Käufen und Verkäufen, da Trader versuchen, die identifizierten Muster zu nutzen. Manche durchlaufen geradezu Schulungen, um im Trading besser zu werden und überschätzen in der Folge ihre eigenen Fähigkeiten.
Dies kann zu übermäßigem Handel und unnötigen Transaktionskosten führen. Ganz abgesehen von möglichen Verlusten, die real weh tun.

Die Interessen der Anbieter müssen immer mit beachtet werden

Es ist ganz deshalb besonders wichtig, sich bewusst zu sein, dass die Finanzindustrie ein Eigeninteresse an der Förderung der Chartanalyse haben kann, um ihre Gewinne zu maximieren.

Die entscheidenden Fragen zur Chartanalyse stellt man viel zu selten

Wenn es so einfach wäre, anhand einer Chartanalyse Geld am Anlagemarkt zu verdienen, warum machen dann nicht Banken, Versicherungen oder die wirklichen Insider das Geschäft und lassen lästige Privatanleger außen vor?

Warum machen sich Handels- und Tradingplattformen oder Cryptobörsen die Mühe, ihre Kunden zu schulen, wenn Sie das Geschäft bereits verstanden haben und den Profit selbst einstreichen können?
Privatanleger werden dabei oft von Gewinnversprechen gelockt, die mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht eintreten.

Weshalb wir wieder bei der Frage sind, wem nützt es, wenn Anleger handeln und damit Kosten und Gebühren zahlen?

Sparen mit System erzielt langfristig Gewinne ohne Stress

Ist es nicht eine wesentliche Zeitersparnis, stattdessen regelmäßige monatliche Sparbeträge in einen wie auch immer gearteten und seriösen Sparvertrag zu investieren und professionelle Anlageentscheider ihre Arbeit machen zu lassen? Der Cost-Average-Effekt sorgt dabei zuverlässiger für langfristigen Gewinn, als das jedes kurzfristige Trading kann.

Zusammenfassung und Fazit:


Die Chartanalyse ist eine Methode zur Visualisierung von Preisbewegungen und zur Identifizierung potenzieller Kauf- und Verkaufssignale an Börsen und Märkten.

Es ist wichtig zu erkennen, dass sie allein nicht ausreicht, um den Markt bei seiner Performance zu schlagen. Die subjektive Natur der Interpretation von Charts, die oft fehlende Berücksichtigung fundamentaler Faktoren, die Möglichkeit der Illusionären Mustererkennung und der Einfluss der beherrschenden Marktakteure sind Herausforderungen, die Trader berücksichtigen müssen.

Es ist mindestens ratsam, die Chartanalyse mit anderen Analysemethoden zu ergänzen und sich kontinuierlich über aktuelle Geschehnisse im Markt zu informieren, um langfristigen Erfolg zu erzielen.

Chartanalyse hat manchmal etwas von dem Versuch, beim Roulette die Zahlen aufzuschreiben, um vorherzusagen, welche Zahl als nächstes wahrscheinlich kommen wird. Dabei hat sich die Roulette-Kugel gar nicht gemerkt, auf welcher Zahl sie zuletzt war.

Mit Hilfe der Chartanalyse wollen Anleger oft Sicherheit in Ihre Aktionen bringen und wenden dafür oft unverhältnismäßig viel Zeit auf, die man nutzbringender verbringen kann. Dabei ist der Markt und das Leben insgesamt unsicher und unberechenbar.